Vom 17. bis 24.8.2019 hat in Wien – nach zwei Jahren Pause – das XXI. Internationale Vienna Chess Open 2019 stattgefunden. Das Turnier, welches besonders für seinen prachtvollen Spielsaal im Wiener Rathaus bekannt ist, der nach den Renovierungsarbeiten auch tatsächlich in noch schönerem Glanz erstrahlte als schon zuvor, wurde auch diesmal wieder in drei Gruppen (A-, B- und C-Turnier) über jeweils 9 Runden ausgetragen. Mit einer Gesamtzahl von 972 Spielern, darunter 19 GMs und 42 IMs, konnten die Veranstalter dabei einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen. Trotz der großen Spielerzahl war die Turnierorganisation gewohnt souverän und auch die schöne Tradition, neben den Partien ein sehr ansprechendes Rahmenprogramm anzubieten, wurde fortgeführt. So gab es verschiedene Sightseeing-Angebote (z.B. Führung durch den Botanischen Garten der Stadt Wien) und für jeden Spieler auf Nachfrage außerdem eine Gratis-Tageskarte für die Wiener Therme.
Gewinnen konnte das Turnier in der A-Gruppe der italienische GM Alessio Valsecchi vor GM Mladen Palac aus Kroatien und dem bisher noch titellosen 20-jährigen US-Amerikaner Gabriel Bick. GM Nikolaus Stanec entschied auf Platz 4 die österreichische Staatsmeisterschaft für sich. Der in der NRW-Liga für den Godesberger SK spielende polnische GM Gregorz Nasuta kam auf den 6. Platz und lag damit in der Schlusstabelle noch vor dem Startranglisten-Zweiten und besten Deutschen GM Rainer Buhmann. Beste Dame des Turniers wurde auf Rang 7 die frühere Junioren-Weltmeisterin IM Zhansaya Abdumalik aus Kasachstan. Die inzwischen 19-Jährige hat bereits drei GM-Normen erworben und liegt mit ELO 2472 aktuell auf Platz 24 der Frauen-Weltrangliste.
Aus dem Schachbezirk Bonn/Rhein-Sieg nahmen vier Spieler der VdSF Bonn am Turnier teil: Olaf Horstmann, Jens Dehmel, Meikel Weber und Gerd Moos. Vom Godesberger SK waren Martin Wecker und der Berichterstatter beteiligt. Besonders Jens Dehmel, der mit 3/4 Punkten ins A-Turnier startete und u.a. die österreichische Spitzenspielerin WFM Anna-Lena Schnegg besiegte, und Martin Wecker durften sich über hohe Ratingzugewinne (von +38 bzw. +34 DWZ) freuen. Entgegen dem üblichen 2-Jahres-Rhythmus soll das Turnier in der Folge bereits 2020 zum nächsten Mal stattfinden. In diesem Jahr wird der Österreichische Schachbund sein 100-jähriges Bestehen feiern.
Von einer Entdeckung ist noch zu berichten: Der 1874 in Wien geborene Komponist Arnold Schönberg, Erfinder der Zwölftontechnik und Anführer der sog. Zweiten Wiener Schule, war offenbar auch ein begeisterter Schachspieler. In dem am Schwarzenbergplatz – nahe dem Schloss Belvedere – gelegenen Arnold-Schönberg-Center ist eine kleine, aber sehr sehenswerte Ausstellung zu besichtigen, in der nicht nur Leben und musikalisches Werk von Schönberg, sondern auch einige seiner sonstigen Erfindungen beleuchtet werden. U.a. hat Schönberg um 1920 eine neue Schach-Variante erdacht, das sog. Bündnis- oder Koalitionsschach mit vier Parteien, einem erweiterten Spielfeld, zusätzlichen Figuren und einem minutiös ausgearbeiteten Regelkonzept. – M.S.
Impressionen
Turniersaal im Wiener Rathaus.
Arnold Schönberg, Bündnis-Schach.
Wiener Riesenrad im Prater.
Franz Schubert im Stadtgarten.
Sachertorte und Melange im Café Hawelka.
Siehe auch:
- Turnierseite (Vienna Chess Open)
- Bericht auf ORF.at
- Bericht auf Chessbase
- Bericht von IM Frank Zeller, Schach 10/2019, S. 48 ff.